Reise durch das westliche und nördliche Marokko 29.2. bis 18.3.2024

Westlich von Marrakesh sind wir für 3 Tage im kleinen Camping Dar Bari Targa. Der nette und hilfsbereite Franzose Marc, betreibt hier eine sehr schöne Anlage. Tolle, ruhige Plätze zwischen Olivenbäumen. Wir haben uns dort mit zwei deutsche Reisebekannten verabredet. Dadurch werden wir bei unserer Ankunft bereits erwartet. Marc hat kurzfristig einen für Rollstuhlfahrer geeigneten Platz hergerichtet. Danach fahren wir weiter westwärts bis an die Küste des Atlantik. In der Stadt Safi gehen wir zuerst an den Strand spazieren und sehen das «Meeresschloss», die portugiesische Festung aus dem 16. Jh. Anschliessend gehen wir durch die Medina. Weniger idyllisch als die vorderen Nächte stehen wir diesmal in der Stadt in einem ruhigen Wohnquartier neben der Strasse.

Entlang der Atlantikküste fahren wir nordwärts nach Oualidia. Eine herrliche Bucht vor der kleine Felsinseln liegen. Der Ort ist zweigeteilt. Unten der Ferienort mit Villen, Restaurants und Strandhäusern. Da ist auch ein Campingplatz. Wir stellen uns aber im oberen Teil neben der Stadtmauer in eine Sackgasse, mit grossartiger Aussicht auf Strand und Atlantik. Ein lebendiges Strassenstädtchen, marokkanisch, sympathisch.
Auf der Weiterfahrt umfahren wir sowohl die Stadt El Jadida als auch Casablanca. Das Mythos – der Film gleichen Namens – lässt den Zuschauer denken, die Stadt sei klein, verwinkelt, romantisch. Im Reiseführer lesen wir hingegen, es ist nichts romantisches in dieser Stadt. Wir sehen beim Vorbeifahren über weite Strecken riesigen Anlagen der Phosphatindustrie. Sie dienen dem Verschiffen von Phosphatprodukten wie Phosphat, Phosphorsäure und Dünger. Marokko ist das phosphatreichste Land der Welt. Der Phosphatkonzern OCP  hat das Monopol der Phosphatindustrie und beschäftigt rund 20´000 Menschen. Die Minen liegen im Landesinneren. Beim Abbau wird viel Fluor frei, das Luft, Wasser und Boden kontaminiert.

Unser nächster Besuch gilt der Hauptstadt Rabat. Wir übernachten am Stadtrand und fahren mit dem modernen Tram in die Stadt. Hier verschmelzen  Orient und französisches Savoir-vivre. In Rabat ist alles ein wenig anders als im Rest Marokkos. Sauber, moderne Bauten, rollstuhlgängige Museen und viel Polizei- und Militärpräsenz. Die Preise sind auch auf dem Markt sehr oft angeschrieben, wie wir es in Westeuropa gewohnt sind.

Im Zoo von Rabat werden rund 190 Arten von Tieren gehalten. In erster Linie Wildtiere, die der afrikanischen Fauna angehören. Darunter der Atlaslöwe, der bis in das 20. Jh. in Nordafrika heimisch und heute in freier Wildbahn ausgestorben ist. Gründe dafür sind die Bejagung, Verlust von Lebensraum und Wasser, sowie Verlust von Beutetieren.
Der Zoo ist schön, grosszügig und hat uns sehr gut gefallen.
Nach Rabat besuchen wir im nördlich davon liegenden Bouknadel die Jardins Exotiques. Ein herrliches Areal mit einer riesigen Pflanzenvielfalt, thematisch nach deren Ursprungsländern angeordnet. Der als hindernisfrei beschriebene Weg führt nur durch einen kleinen Teil des Gartens. Gemeinsam und mit unseren Hilfsmitteln, schaffen wir viele weitere Wege und kommen so in alle Teile des Gartens. Anschliessend  fahren wir nochmals westwärts, Richtung Fez. Der erste Besuch gilt der kleinsten der vier Königsstädte, Meknes. Es hat knapp eine Million Einwohner. In der Medina finden aktuell Bauarbeiten statt, was es für uns oftmals unmöglich, macht durchzukommen. Gut kommen wir hingegen durch die «Ville Impériale». Beim angeblich Marokkos schönstem Stadttor kommen wir hinein. Hinter dem Mausoleum ist der königliche Golfplatz. Wir können ein paar Meter hinein und einen Blick auf die schöne Anlage werfen.

Zum ersten Mal während unserer Reise ist für das Wochenende starker Regen angesagt. Wir entscheiden uns, die beiden Regentage im «Parc National de Tazekka» zu verbringen. Wir stehen neben einem kleinen Bauernhof und verbringen den regnerischen Sonntag im geheizten Duro. Die Temperatur steigt nicht über 6 Grad. Bereits am Montag scheint wieder die Sonne und wir können zu Fuss die Umgebung erkunden. Ein grosses Hochland auf 1360 m.ü.M. Die grösste Tropfsteinhöhle Nordafrikas – die Friatou Grotten – sind wegen Bauarbeiten bis 2025 nicht zugänglich. Auf der Weiterfahrt kommen wir durch eine schöne Landschaft mit Zedern- und Korkeichwäldern.

Mit Fes besuchen wir die letzte der 4 Königsstädte. Obwohl sie historisch gesehen die wichtigste ist, beschränken wir uns auf das Gerber- und Weberviertel. Ein Arbeiter bei der Gerberei zeigt uns, wie seine Arbeit ist. Man fühlt sich ins 19 Jahrhundert zurückversetzt. Das zum Gerben benötigte Ammoniak stammt angeblich vom Taubenkot, der gesammelt und gehandelt wird. Das ist nicht unbedenklich, fungieren Tauben doch als Zwischenwirt für Salmonellen, Zecken und Milben. Entsprechend plagen die Arbeiter Allergien und für uns ist der Gestank penetrant. Leider reichen die gemeinsamem Sprachkenntnisse nicht aus, um über das Thema zu reden. In der Färberei sind Schwermetalle gut vertreten und der Abfall wird in den Fluss gekippt. Natürlich gibt es auch die Vorderseite der Medina, die sehr schön aussieht und die vielen Produkte glänzend ausstellt. Die Verkäufer versuchen sie in marokkanischer Manier an die vielen Touristen zu verkaufen.

Nordöstlich von Fes besuchen wir die Ruinen von Volubilis. Im 2. und d 3. Jh erlebte es im römischen Reich die wirtschaftliche Blüte. Es hatte wohl gegen 20´000 Einwohner und ein 2.5km lange Stadtmauer mit acht Toren. Im 8. Jh vertrieben die in der Umgebung lebenden Berber die Römer. Danach begann der langsame Niedergang der Stadt. Immer mehr Steine wurden abgetragen um damit anderswo Neubauten zu errichten. Im 18. Jh zerstörte ein starkes Erdbeben weitere Teile der Siedlung.
Unsere 90 tägige Zeit zum Reisen in Marokko geht ihrem Ende zu. Wir fahren nun zügig Richtung Tanger. In Larache machen wir nochmals Einkäufe und finden am grossen Fluss Oued Loukos wenige Kilometer vor seiner Mündung in den Atlantik einen weiteren schönen Übernachtungsplatz. Am nächsten Tag  fahren zum Cap Spartel, der nordwestlichste Punkt Afrikas. Hier treffen Atlantik und Mittelmeer zusammen. Ganz an der Spitze befindet sich der markante Leuchtturm. Er wurde 1864 errichtet, nachdem das brasilianische Marineschiff «Dona Isabel» 1860 vor dem Kap auf Grunde gelaufen war.

Am Sonntag besorgen wir uns in Tanger med das Billett für die Fähre nach Algeciras, Spanien. Wir können über Nacht auf dem Parkplatz im Hafengelände stehen und sind am morgen um sieben Uhr bereit zum einchecken. Die Fähre hat dann Verspätung und fährt erst um 11 Uhr los. Für uns keine Problem, wir haben genügend Zeit. Mit der Zeitverschiebung treffen wir um 13.30 Uhr Ortszeit in Algeciras ein. In ähnlichem Stil wie in Marokko wollen wir nun durch Spanien in Richtung Schweiz reisen.

Marokko hat uns sehr gut gefallen, wir werden es in bester Erinnerung behalten. Das Land und die Menschen  sind sehr nett und hilfsbereit. Das gilt auch für die Polizei. Keine Schikane oder Hindernisse. Ganz im Gegenteil, nett und zuvorkommend. Mehrmals haben wir vor Polizeistationen gratis übernachtet. Immer wurden wir mit «Bienvenue» begrüsst und fühlten uns ausgesprochen sicher.
In den drei Monaten hatten wir nur 4 Tage mit Regen. Die Temperaturen waren sehr angenehm, meisst um die 20 Grad.