Fahrt durch Argentinien von Buenos Aires nach Feuerland, 23.11 bis 26.12.2011

Bereits nach zwei Wochen machen wir Erfahrungen mit Schaufeln und Abschleppen im Sand. Wir freuen uns, mit einem langen Bergegurt einem anderen aus der Patsche helfen zu können. Mehr dazu später.
Am 22.November 2011 verlasen wir mit unserem Fahrzeug das Schiff von Grimaldi. Zollformalitäten werden problemlos erledigt und wir haben die Einreiseerlaubnis für 3 Monate Argentinien im Pass, für das Fahrzeug sogar 8 Monate. Auf dem zentralen Stellplatz in Buenos Aires beim Buquebus, steht unser Fahrzeug 4 Tage lang für uns wie ein Hotel. Zu Fuss bzw. Rollstuhl, Bus und sogar einer ganz modernen Niederflurbahn, erkunden wir die grosse und lebhafte Stadt. Allmählich verabschieden sich die anderen Reisenden, die mit uns auf dem Schiff von Hamburg und Le Havre dabei waren. Alle starten Richtung Süden, auf unterschiedlichen Routen. Wir meiden die sehr touristischen Orte am Meer und fahren direkt in die Stadt Azul. Noch bevor wir dort eintreffen, bemerken wir, dass unser Reserve-Dieseltank erneut undicht ist. Noch an europäische Verhältnisse gewohnt, beginnen wir, kaum auf dem Campingplatz angekommen, mit dem Umpumpen des Diesels in  Haupttank und Kanister. Dass unsere Dieselpumpe, die wir zuerst gar nicht mitnehmen wollten so schnell zum Einsatz kommt, hätten wir nicht gedacht. Am nächsten Tag kommen immer wieder Argentinier zu uns und fragen nach dem Woher und Wohin, vor allem aber interessieren sie sich für unser Fahrzeug. Ein Mann mit Fahrrad kommt mehrmals vorbei und wir kommen immer mehr mit ihm ins Gespräch, obwohl er ausschliesslich Spanisch versteht. Wir erzählen ihm vom lecken Tank. Sehr hilfsbereit verspricht er uns, einen Mechaniker zu suchen, der uns den Aluminiumtank schweissen kann. Allerdings meint er, es lasse sich erst in 2 Tagen etwas machen, denn am Sonntag seien die Werkstätten geschlossen und ausgerechnet diesen Montag sei Feiertag. Wir haben Zeit und lernen so Azul und die Leute auf dem Camping besser kennen. Ausser uns sind noch drei Engländer mit Motorrädern und ein argentinische Paar aus Ushuaia da. Die beiden sind auf dem Heimweg mit defektem Auto hier stehen geblieben. Sie freuen sich über unsere Absicht nach Ushuaia zu kommen und laden uns zu einem Besuch ein.
Am Montag holt uns unser neuer Bekannter ab und führt uns mit dem Fahrrad voraus zu einem Mechaniker, der trotz Feiertag arbeitet. So kommen wir zu einer Hinterhofgarage in der reihenweise Fahrzeuge stehen, die in der Schweiz kaum mehr zu sehen sind, etwa der Deux Chevaux. Ohne Umschweife erklärt er, einen Aluminiumtank könne er nicht schweissen, wüsste aber jemanden, der das möglicherweise könne. Wir finden die Werkstatt. Der wiederum sehr freundliche Mechaniker traut sich aber Schweissen am Tank nicht zu und schickt uns zu einem dritten Mechaniker. Den holen wir aus seiner Wohnung und er meint, er könne das machen. Er verspricht, uns am selben Nachmittag auf dem Camping abzuholen. Pünktlich erscheint er mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern und so fahren wir dann zu seiner wegen Feiertages eigentlich geschlossenen Werkstatt. Ohne auf seine sauberes T-Shirt zu achten, beginnt er sofort mit Tank ausbauen während uns seine Frau unterhält und uns mit Getränken versorgt. Nach dem Schweissen des Lecks meint unser Mechaniker, die Ursache liege daran, dass im Tank Überdruck entstehe und dadurch die Schweissnähte reissen. Eigentlich sollte im Tankdeckel ein solches Ventil sein, dass scheint aber nicht der Fall zu sein oder nicht zu funktionieren. In Europa würde man nun einen neuen Tankdeckel beschaffen. Nicht so in Argentinien. Da wird einfach ein Loch in den Deckel gebohrt und das Problem ist gelöst. Ganz ohne Probleme läuft es dann doch nicht ab. Zwei Tage später müssen wir nochmals 300km zurück fahren, da der Tank erneut, wieder an einer anderen Stelle undicht wird. Da entschliesst sich unser Mechaniker den Tank nun rundherum neu zu schweissen. Die Rechnung für seine Arbeit fällt für Schweizerische Verhältnisse sehr bescheiden aus. Der Mann erzählt uns, dass er bevor er geheiratet habe, in einem Autorennteam arbeitete. Er hat Freude an unserem Duro, vor allem die ungewöhnliche Aufhängung und Antriebe begeistern ihn. Er gibt uns Tipps, welche in Argentinien erhältlichen Dieselsorten wir am besten verwenden sollen. So vergeht eine Woche, bis wir Azul endgültig verlassen können. Hoffen wir, nun mit dem Reservetank keine Probleme mehr zu haben.
Für Ruth und Walter haben wir Ersatzteile mitgenommen. Die beiden stammen aus Stans und sind schon seit 2 Jahren in Amerika unterwegs. Ihre Webseite ist http://www.reisevirus.info/ . Von ihnen erfahren wir per SMS, sie seien auf dem Weg von Bolivien, das sie schnellstens verlassen mussten, auf die argentinische Halbinsel Valdés. Dort treffen wir sie am 6. Dezember und besuchen zusammen einige Küsten auf der Halbinsel wo wir Pinguine, Seehunde, Seelöwen, Wale, Füchse und Gürteltiere sehen können. Dazu müssen wir auf der Insel 240km auf Schotterstrassen fahren. Gemeinsam fahren wir am Abend an eine Stelle am Strand zum Übernachten. Als wir ankommen sind wir ganz überrascht. Zwei Wohnmobile unserer Mitreisenden vom Schiff sind auch da. Wir freuen uns über das Wiedersehen. Michael möchte gerne mit seinem Mercedes `James Cook` über eine „Strasse“ mit Sanddünen fahren. So was macht man nicht alleine und wir beschliessen, ihn zu begleiten. Im Geländegang und manchmal einigen Anläufen schaffen wir die Dünen. Trotz Luft ablassen und gesperrtem Differentialgetriebe, bleibt unser Begleiter kurz vor dem Ende im Sand stecken und gräbt sich ein. Jetzt hilft nur noch Sand weg schaufeln und herausziehen. Das klappt gut und nach kurzer Zeit stehen beide Fahrzeuge wieder auf festem Grund. Unsere ersten Erfahrungen im Sand haben Spass gemacht und wir sind froh, dass alles gut gegangen ist. 
Am 11. Dezember trennen sich unsere Wege wieder. Alleine fahren wir nach Trelew und dann an die Küste nach Camarones. Hier gibt es zwar eine Tankstelle. Allerdings wurde gerade eine neue fertig gestellt, die ist aber noch nicht in Betrieb. Die alte ist bereits ausser Betrieb. Der Tankwart meint, vielleicht sei am nächsten Tag der Diesel da. Am nächsten Tag fahren wir erneut zur Tankstelle. Alles funktioniert und so sind wir die ersten, die an dieser Tankstelle Diesel beziehen. Der für unser Fahrzeug geeigneter Diesel, kostet in Argentinien meist um die 85 Rappen pro Liter. 
In Cabo Dos Bahias sehen wir hunderte von Pinguinen. Über schön angelegte Stege können wir mit vereinten Kräften auch im Rollstuhl mitten durch die Pinguine und deren Nester aus Erdhöhlen gehen. Die Magellanpinguine legen für die Futtersuche bis zu 600 km zurück. Wenn die Jungen im März schwimmfähig sind verlassen die Pinguine ihre Nester und schwimmen bis zu 6000km ohne an Land zu gehen. Das dauert bis im September. Dann kommen sie an zu ihrem Brutplatz zurück.
Direkt am Strand finden wir einen einsamen, wunderschönen Platz zum Übernachten. 
Am Morgen beim Zähneputzen zeigt sich ein neues Problem. Unser Wasserhahn läuft nicht. Die Pumpe funktioniert nicht mehr. Also Platz machen, Werkzeuge herausholen und Wasserpumpe aus dem Tank ausbauen. Bald erkennen wir die Ursache. Die Wasserpumpe hat einen Riss im Gehäuse. Dadurch ist Wasser in den Pumpenmotor gedrungen und die Teile sind oxidiert. Bisher haben wir uns nie darum gekümmert. Nun zeigt sich, dass sich diese Art von Pumpe für unsere Bedürfnisse überhaupt nicht eignet. In der nächsten Stadt, Comodoro Rivadavia, finden wir nach einigem Suchen in einem Campingladen eine bessere Pumpe. Nur hat die andere Schlauchanschlüsse und 12 Volt statt 24 Volt. So sind wir dann über einen Tag beschäftigt, bis wir alles Kleinmaterial zusammen und für die neue, grössere Pumpe einen geeigneten Platz gefunden und sie eingebaut haben.
Gerne besuchen wir hie und da Museen. Das ist allerdings nach unseren bisherigen Erfahrungen nicht immer einfach. Zwar sind in den Reiseführern meist grosszügige Öffnungszeiten angegeben, an denen sich auch die Touristen Informationsstellen orientieren. Vor Ort steht man aber oft vor verschlossenen Türen, aus welchen Gründen auch immer. Trotzdem finden wir immer mal wieder Zutritt zu oft kleinen aber interessanten Museen über die lokale Geschichte oder Natur. Gut gefallen hat uns in Comodoro Rivadavia das Museo Petrolio, in dem die Entstehung der lokalen Erdölförderung aufgezeigt wird. Wir waren die einzigen Besucher und der Angestellte an der Kasse hatte Zeit, sich ausführlich mit uns zu unterhalten. Die aktuelle Erdölförderung sehen wir in Form von hunderten von Pumpen, Leitungen und Türmen, an denen wir auf unserem weiteren Weg vorbeifahren.
In Caleta Olivia verlassen wir die an der Ostküste entlang führende Ruta 3 und zweigen ins Landesinnere ab. Obwohl unser Tank noch 70% voll ist, füllen wir in Pico Truncado nochmals auf. Zum Glück gibt es in dem Ort zwei Tankstellen, die eine ist nämlich als wir vorbeikommen gerade ausverkauft. Nun stehen 500km Schotterpiste vor uns. Wir staunen über die Breite der Strassen, oft 10 bis 20 Meter. Das heisst aber nicht, dass man sie immer auf der ganzen Breite mit vernünftiger Geschwindigkeit befahren kann. Meist findet sich aber eine Spur, die 50-60 km/h zulässt. Sonst muss man halt auf 20 km/h reduzieren um nicht enorm durchgeschüttelt und Schäden am Fahrzeug befürchten zu müssen. Diese Werte gelten für uns Europäer. Argentinier haben da teilweise andere Vorstellung und rasen mit 80 km/h und mehr über die Löcher.
Im `Monumento Natural Bosque Petrificado` sehen wir die versteinerten Bäume. Die Bäume wuchsen hier, bevor es die Anden gab. Das war vor 150 Millionen Jahren, Südamerika und Afrika waren noch zusammenhängend. Durch vulkanische Aktivitäten entstanden Stürme mit über 300km/h wodurch die Bäume umfielen. Sie wurden mit Vulkanasche zugedeckt und dadurch von der Luft und vom Sauerstoff abgeschnitten. Die normale Fäulnis konnte nicht stattfinden. Regenwasser, angereichert mit Mineralstoffen aus der Vulkanasche, gelang langsam zu den Bäumen. Es kam in die leeren Stellen der Bäume und dort entstanden Sedimente, die genau so aussahen, wie die Strukturen im original Holz. Dieser sehr lange dauernde Prozess heisst Petrifikation. Durch Erosion wurde in Millionen von Jahren die Vulkanasche abgetragen und so sind die Bäume jetzt an der Erdoberfläche sichtbar.
500 km fahren wir durch eine abwechslungsreiche Wüstenlandschaft mit vielen speziell geformten Bergen oder besser Hügeln. Ausser einigen Estancias (riesige Landgüter) gibt es dort nichts. Zum Teil sind wir auf 900m ü.M, 50km später wieder auf 100m.ü.M.  Wir staunen über die riesigen Weiten. Ein Bauer hat hier Distanzen von über 200km bis ins nächste Dorf zu überwinden. Da er für seine Fahrzeuge und den Stromgenerator Diesel braucht, muss er den über weite Strecken transportieren. Vielleicht lässt er sich auch den Jahresbedarf per Tanklastwagen zu sich bringen. Die Provinz ist sehr schwach besiedelt. Auf einer Fläche die 6 Mal so gross ist wie die Schweiz, wohnen gerade Mal 413'000 Menschen. Mit bald leerem Tank kommen wir in Governador Gregores an. An der einzigen Tankstelle erfahren wir, sie müssten mit dem Treibstoff sparsam umgehen. Deshalb erhalte man pro Fahrzeug nur für 200 Pesos Diesel. Das gibt uns knapp eine halbe Tankfüllung. Was sollen wir tun, nehmen wir halt soviel wir kriegen. Am Schluss sagt dann der Tankwart, kommt einfach später wieder, dann bekommt ihr nochmals so viel. Das tun wir am nächsten Morgen und mit vollem Tank können wir beruhigt weiterfahren.
Rio Gallegos ist die letzte Grössere Stadt bevor man auf dem Weg nach Feuerland Argentinien vorübergehend verlassen und in Chile einreisen muss. Unser letzter Halt kurz vor der Grenze gilt dem Besuch des Vulkans mit dem Lago Azul. Mit dem Auto kann man bis wenige 100m zum Kraterrand fahren. Mit dem Rollstuhl kamen wir auf den Krater, aber nicht hinunter zum Wasser. Der See hat sehr unterschiedliche Farben und soll im Laufe der Zeit seine Farben immer wieder ändern. Er ist 55m tief.   Die Legende sagt aber, er sei unendlich Tief, nämlich der Eingang zur Hölle. Uns gefällt der Krater  und die Umgebung in der nur noch wenige kleine Büsche wachsen und wir übernachten in unmittelbarer Nähe. Der hier immer vorhandene kräftige Wind bläst um unser Häuschen und erstmals seit unserer Ankunft in Buenos Aires, müssen wir die Winterkleider hervorholen. In der Nacht sinkt das Thermometer auf 4 Grad.
Nun verlassen wir kurz Argentinien. In den südlichsten Teil des Landes, Feuerland, kommt man nur durch Chile. Die Grenzübertritte dauern zwar je etwa eine Stunde, verlaufen aber problemlos. Abgeben müssen wird einzig ein Rest Käse und wenige Früchte, den Lebensmittel darf man nur sehr beschränkt mitnehmen. Die „Autobahn“ Ruta 3, ist durch Chile eine teilweise recht holprige Schotterpiste. Nicht holprig aber dafür mit hohem Wellengang ist die kurze Fahrt auf der Fähre über die Magellanstreasse bei Punta Delgada. Magellan war einer der Europäer, die hier im 16 Jahrhundert verbissen nach einem Durchgang vom atlantischen zum pazifischen Ozean suchte.
Weihnachten verbringen wir an einem Waldrand, für uns ganz alleine.  Am 26. Dezember 2011 treffen wir in der südlichsten Stadt unserer Reise, in Ushuaia ein. Hier treffen wir viele andere Reisende, darunter auch einige unsere Mitreisenden vom Frachtschiff.
Im ersten Monat sind wir 5000km mit unserem Duro gefahren. Wir haben einige Argentinier kennen gelernt und schon einiges vom Land gesehen. Getroffen haben wir auch eine ganze Reihe anderer europäischer Reisender, darunter einige Schweizer. Sie waren mit Wohnmobilen, Motorrädern oder dem eigenen Fahrrad unterwegs. Letzteres ist wegen der starken Winde im südlichen Teil Argentiniens eine ziemlich mühsame Sache. Einzelne machen es sich dann etwas einfacher, und lassen sich hie und da von Lastwagen mitnehmen.
Unsere Reise geht nun wieder nordwärts, allmählich ins Gebiet der Anden.