Durch das mittlere und südliche Ecuador vom 1.2.2013 bis 21.2.2013
Zurück aus der Schweiz bleiben wir noch 2 Tage in Quito und besuchen ohne unser Reisemobil die Altstadt. Am Wochen-ende bringt uns Rafael Garcia, bei dessen Tochter wir in Schwyz unsere ersten Spanischkenntnisse erhielten, ins 25km entfernte Tumbaco. Dort erwartet uns unser Duro, völlig unversehrt und bereit zum Weiterreisen. Nach dem Einbau von mitgebrachten Ersatzteilen, starten wir den dritten Teil unserer Südamerikareise, von Quito aus ostwärts.
Wir freuen uns, wieder unterwegs zu sein, obwohl Regen in den ersten Tagen unser ständiger Begleiter ist. Obwohl wir bereits wieder auf Höhen über 2600m sind, haben wir keinerlei Probleme mit
Höhenkrankheit. Offenbar haben unsere Körper noch nicht verlernt, mit dem geringeren Sauerstoffgehalt der Luft umzugehen. Kurz vor Tena erreichen wir die Höhle Cuevas de Jumandi. Darin ist mit
dem Rollstuhl definitiv kein Durchkommen. Im Badeanzug, mit Helm und Lampe, folgt Margrit dem Führer im Bach durch die Höhle. Manchmal ist das Wasser so tief, dass sie ein Stück schwimmen muss.
Nach 1.5 Stunden kommt sie wohlbehalten zurück, und beim gemeinsamen Mittagessen im Restaurant beim Höhleneingang, kann auch Peter am Erlebten teilhaben. Einmal mehr staunen wir über die
günstigen Preise. Umgerechnet 5 Franken kostet das Mittagessen inkl. Getränk für beide zusammen.
Weiter westwärts fahren wir ins Urwaldgebiet von Ecuador. Am Nachmittag des 5. Februar 2013 kommen wir in Puerto Misahuallí an. Unweit des Zentrums, vor der Polizeiwache, steht ein Wohnmobil mit
französischen Schildern. Damit sind Nathalie und Erich mit ihren 3 Teenagern und ihrem Hund in Südamerika unterwegs. Wir stellen uns für die folgenden 2 Nächte zu ihnen. Am nächsten Vormittag
machen wir eine Bootsfahrt auf dem Rio Napo. Am Flussufer sehen wir Goldwäscher. Die reicheren arbeiten mit grösseren Pumpen und Tauchern im Neoprenanzug. Die ärmeren Goldschürfer arbeiten
von Hand und haben angeblich eine Ausbeute von etwa 1 Gramm Gold pro Tag. Am Nachmittag wollen wir eine Forschungsstation auf der anderen Seite des Flusses besuchen. Der Polizist, den wir nach
dem Weg fragen, ist sehr hilfsbereit und beschafft uns die Angaben, wo wir die Station finden. Bevor wir losfahren, fällt ihm plötzlich ein, wir seien zu schwer für die Brücke und müssten die
nächste, 15km entfernte Brücke benutzen. Es bleibt uns keine Wahl und so fahren wir die 30km Umweg. Bei der Rückkehr wollen wir das aber nicht mehr tun. So warten wir, bis kein anderes Fahrzeug
auf der Brücke ist und fahren dann einfach über die Brücke. Wie erwartet hält sie unser Gewicht problemlos aus.
Auf dem Weg nach Puyo lernen wir die Ecuadorianerin Gabriela kennen. Sie hat von einer Verwandten ein Grundstück erworben und baut das Gebiet im Regenwald wieder mit den ursprünglichen
Pflanzen an. Im letzten Jahrhundert wurde hier mit Mitteln der Regierung der Regenwald für Weideland gerodet. Nach wenigen Jahrzehnten war die dünne Humusschicht erodiert und alle Pflanzen
starben ab. Gabriela hat an der Uni Bern Molekularbiologie studiert und dort auch den Doktortitel erhalten. Durch ihre akademische Ausbildung weiss sie mehr über die Hintergründe und Probleme,
die durch die von der Regierung verordneten Massnahmen entstehen. Es droht nämlich neues Ungemach. Kürzlich wurden Verträge mit einer chinesischen Bergbaufirma und einer amerikanischen
Erdölgesellschaft abgeschlossen, die den Firmen umfangreiche Nutzungs- und Rodungsrechte erteilt. Dagegen zu kämpfen ist in Ecuador eine riskante Angelegenheit. Die Presse- und Redefreiheit wurde
vom Präsidenten längst abgeschafft. Auch ich will, nachdem was Gabriela uns erzählt hat, hier keine weiteren Kommentare äussern, selbst wenn wir inzwischen Ecuador verlassen haben.
Im Bergdorf Salinas, zwischen Ambato und Guarando, finden wir eine Käserei in europäischem Stil. Es werden täglich 4000kg Milch verarbeitet, ein Teil davon zu Greyerzer, mit dem wir uns
eindecken. Im Dorf ist es sehr steil. Wir sehen einen mit Zuckerrohr beladenen Lastwagen, der beim Hochfahren vorne abgehoben wird und so nicht mehr lenkbar ist. Nach mehreren Versuchen und mit
Hilfe von Leuten die seitwärts stossen, kommt er schliesslich hoch. Ein nicht ungefährliches Manöver, dem Margrit gar nicht und Peter nur aus sicherer Distanz zuschaut. Mit allen Rädern fest auf
dem Boden fahren wir zu unserem nächsten Ziel, dem Cotopaxi. Er ist einer der weltweit höchsten aktiven Vulkane. Der letzte, für die naheliegende Stadt Latacunga verheerende Ausbruch, war 1877.
Wir fahren bis zum Parkplatz auf 4626m. Das Wetter ist zu schlecht, als dass Margrit es versuchen würde, den 5897m hohen, mit Schnee und Eis bedeckten Berg zu bezwingen. Sie steigt lediglich bis
zum Refugio José Rivas auf 4800m hinauf.
Nun zieht es uns wieder in wärmere Gebiete Ecuadors. Wir verlassen die Berge und fahren 350km westwärts, nach Manta an der Pazifikküste. Weitere 80km südwärts kommen wir nahe Puerto Lopéz
auf eine wunderbare Campinganlage. Sie gehört dem Schweizer Christian Baumgartner. Er ist seit 30 Jahren in Ecuador, hat seinerzeit den Hügel günstig erworben und darauf Ferienhäuschen, ein
kleines Camping und ein Restaurant gebaut. Christian wohnte einige Zeit in der Schweiz ganz in unserer Nähe, nämlich auf der Seebodenalp. Mit der Luftseilbahn fuhr er jeweils nach Küssnacht
in die Schule. Die Ferienanlage ist oberhalb des Strandes mit grandiosem 270 Grad Meerblick. Das Meer ist warm und die Luft hat am Nachmittag 34 Grad. Wir sind die einzigen Gäste und
geniessen 4 wunderbare Tage.
Wir fahren weiter südwärts, entlang der Küste. An einem schönen Strand bei Posorja, haben wir einen geeigneten Übernachtungsplatz gefunden. Kurz vor dem Eindunkeln hören wir ein Fahrzeug bei uns
vorbeifahren, Richtung Meer. Margrit sagt noch zu Peter, je weiter raus man da fährt, desto weicher wird der Sand. Aber der wird schon wissen was er tut. Dem war nicht so. 2 Stunden später, wird
wollen gerade zu Bett gehen, klopft es an unserer Türe. Ein Mann, verschwitzt und voller Sand, fragt ob wir ihm nicht helfen könnten. Sein Fahrzeug sei im Sand festgefahren und sie seien nun
schon seit zwei Stunden am Schaufeln – erfolglos. Wir fahren mit unserem Duro vorsichtig zur Stelle und montieren unsere Abschleppseile. In kurzer Zeit gelingt es, den PW aus dem Sand hinaus auf
festeren Untergrund zu ziehen. Die 4 jungen Leute sind erleichtert und bedanken sich herzlich bei uns für die Hilfe
.
Guayaquil, mit über 3 Millionen Einwohnern die grösste Stadt Ecuadors, lockt uns nicht für einen längeren Besuch. Wir nehmen uns lediglich 2 Stunden Zeit, den Zoo zu besuchen.
Bevor wir Ecuador endgültig Richtung Peru verlassen, kommen wir bei Machala in grosse Anbaugebiete von Bananen. Gerne möchten wir eine Bananenplantage anschauen. Aus dem Internet haben wir die
Adresse einer Firma, die für kleinere und mittlere Bananenplantagen arbeitet. Wir finden das Büro. Eine nette Holländerin weiss, dass zur Zeit gerade Bananen für die Migros in die Schweiz
geliefert würden. Sie fragt auf der Plantage nach und wir erhalten die Erlaubnis für einen Besuch. Wir fahren sogleich hin. Freundlich werden wir empfangen und dürfen uns völlig frei auf der
Plantage und in den Gebäuden bewegen. Die Arbeiter erzählen uns was sie machen und so können wir den Weg der Bananen vom Baum über die Waschanlagen, das Abwägen, die Beschriftung (Fairtrade
Label), die Verpackung,
Palletierung und den Abtransport im Kühlcontainer hautnah mitverfolgen. Pro Tag werden bis zu 80 Tonnen Bananen verarbeitet. Der Produzent bekommt umgerechnet 40 Rappen pro Kilogramm Bananen, da es sich um Fairtrade-Bananen handelt. Sonst wären es 33 Rappen.
Die Bananenpflanzen brauchen etwa neun Monate bis sie eine Blüte ausbilden. Zum Schutz vor Insekten und um für die Bananen ein optimales Treibhausklima zu
schaffen, werden die kleinen Bananen in Plastiksäcke gepackt. Nach zwölf Wochen werden die grünen Bananen geerntet. Neben dem alten Bananenbaum, der nun abstirbt ,
wächst ein neuer Baum aus der Erde. Bei der Ernte der Bananen wird über eine Art Seilbahn die gesamte Banenentraube zum Waschplatz transportiert. Nachdem die Grösse der
Bananen kontrolliert und von jedem Baum eine Banane zur Innenkontrolle auf geschnitten wurde, beginnt der Waschprozess. Die einzelnen Bananenbünde
werden nacheinander in zwei verschiedenen Wasserbecken gewaschen um den klebrigen Kautschuk aus dem Anschnitt zu entfernen und auch um wunderschöne
Bananen zu erhalten. Nur die besten und schönsten Früchte schaffen es durch die strengen Auswahlkriterien für europäische Klasse 1 Bananen. Die anderen
werden püriert. Die Arbeiter zum Pflücken und in der Fabrik verdienen in einer dieser Bananenplantage etwa 400 bis 500 Franken monatlich.
Wir finden die ganze Sache sehr interessant und dürfen sogar auf der Plantage übernachten. So können wir am Abend dabei sein, bis der letzte Arbeiter Feierabend hat und am morgen können wir
verfolgen, wie kurz nach Tageseinbruch die Arbeit wieder aufgenommen wird.
Am 21. Februar verlassen wir Ecuador und reisen in Peru ein. Der Grenzübergang nach Tumbes sieht ziemlich neu aus. Vieles scheint noch nicht zu funktionieren und wir müssen hin- und
herfahren, bis wir alle Aus- und Einreisestempel zusammen haben. Nach 3.5 Stunden können wir endlich weiter südwärts fahren.