Reise durch die Mongolei vom 6. Juli bis 10. August 2017

Am Tag nach der Einreise in die Mongolei fahren wir in einem Dorf zur Wasserstation und füllen unser Trinkwasser auf. Für 50 Liter bezahlen wir 50 Tugrik, das sind 2 Rappen. Am Mittag stehen wir auf einem Parkplatz zum Mittagessen. Es dauert nicht lange, da fährt ein PKW mit deutschen Kennzeichen zu. Thomas, seine chinesische Frau und ihre Tochter sind 2016 auf einer ähnlichen Route wie wir in die Mongolei gefahren und haben dort über den Winter den PKW im Zollfreilager abgestellt. Nun fahren sie zurück nach Deutschland. Kurz darauf fährt ein Toyota Landcruiser mit Wohnaufbau zu. Es sind die Holländer Klaas und Willi. Sie sind unterwegs nach China und Laos. Für heute haben sie das gleiche Ziel wie wir, das Kloster Amarbajasgalant. Nach 34km oft schlechter Piste, stehen wir zusammen beim Kloster. Es wurde in den 1930er Jahren von den Kommunisten zerstört und 1990 mit Hilfe der UNESCO umfassend restauriert. Heute leben wieder rund 50 Mönche im Kloster. Natürlich wurde beim Restaurieren nicht an Rollstuhlfahrer gedacht. Mit Hilfe der zahlreichen Touristen können wir aber die vielen Treppen überwinden und so auch ins Innere des Tempels gelangen und dabei sein, wie die Mönche ihre Zeremonien abhalten.

 

Wir fahren weiter Richtung Hauptstadt Ulan Bator. Statt 120km asphaltierter Strasse, wählen wir die Abkürzung auf einer 50km langen Piste. Es gibt mehrere, praktisch parallele Pisten. Wir erwischen die falsche, kommen an einem Betonwerk vorbei und stehen nach etwa 5km vor einer geschlossenen Barriere. Dem einsamen Wachmann nennen wir unser Ziel. Er öffnet die Barriere, geht uns einige Meter den steilen Hang hinunter voraus und zeigt, wo wir auf die richtige Piste kommen. Die Erd- und teilweise Sandpiste ist gut zu befahren. Einzig eine Sanddüne gilt es zu überqueren. In unserer Richtung kein Problem, da es fast nur abwärts geht. Nach 3 Stunden kommen wir auf die asphaltierte Strasse. Da sind wir bei weitem nicht mehr alleine wie vorher. Es hat sehr viel Verkehr in beiden Richtungen. Zudem hat es sehr viele Löcher auf der Strasse und die Fahrweise der Mongolen mit den unüberlegten, riskanten Überholmanövern, kann uns wenig begeistern. Ganz und gar nicht unerwartet kommen wir zu einem grösseren Unfall. Es hat schon viele Autos dort und die Polizei kommt gerade angefahren. Da bleibt für uns nichts zu tun und wir machen es wie andere, umfahren die blockierte Stelle durch die holprige Steppe. Eine andere Art Unfall sehen wir am nächsten Tag. Ein zum Wohnmobil umgebauter Lastwagen der Superklasse überschätzte die Geländegängigkeit seines Fahrzeuges und blieb im Sumpf stecken. Das Fahrzeug hat mongolische Kennzeichen und der Fahrer ist Mongole. Zum einen fühlen wir uns mit unserem Fahrzeug zu klein um das wohl 20t schwere Fahrzeug hinauszuziehen und zum anderen haben wir gerade vorher sehr unschöne Geschichten gehört, wie sich mongolische Regierungsbeamte solche sehr teuren Fahrzeuge beschaffen.

 

In Ulan Bator treffen wir uns mit den Mongolen Amra und Baagi. Bereits vorher hatten wir mit ihnen Kontakt. Sie haben für uns einen bewachten, ruhigen Parkplatz mitten in der Stadt gesucht. Von dort aus sind wir die nächsten Tage mit dem Rolli bzw. zu Fuss unterwegs. Die Temperaturen in Ulan Bator liegen am Nachmittag oft zwischen 30 und 36 Grad. Vom 11. bis 13. Juli ist der Höhepunkt des Sommers in der Mongolei, das Naadam Fest. Rund um die Wettkämpfe in den Disziplinen Ringen, Pferderennen und Bogenschiessen ist es für viele Mongolen der Anlass, sich mit Familie und Freunden zu treffen. Amra hat uns Eintrittskarten zur Eröffnungsfeier im nationalen Sportstadium besorgt. Anwesend war da auch der neue Präsident mit seinen Ministern. Das Stadium mit 40'000 Plätzen ist übervoll und es sind wohl mindestens weitere 100'000 Leute, die sich rund ums Stadium herum eingefunden haben. Trotz anders lautender Versprechungen, sind unsere Plätze für einen Rollstuhlfahrer nicht erreichbar. Für Rollifahrer ist im ganzen Stadion nichts vorgesehen. Die zahlreichen Polizisten sehen zwar das Problem, wissen aber, ausser telefonieren, nicht wie lösen. So geht Margrit auf die erste Reihe der Tribüne und findet zwei Touristen, die bereit sind ihre Plätze gegen unsere zu tauschen. Danach beauftragen wir die Polizisten, Peter mit dem Rollstuhl die erste Treppe hinauf zu bringen, damit er dort auf den Sitz umsteigen kann. So können wir der imposanten Eröffnungsfeier zuschauen. Genauso unterhaltend ist für uns zuzuschauen, wie sich die Leute verhalten. Es wird gedrängelt, gestossen und über die Abschrankungen gestiegen. Obwohl auf den Eintrittskarten Sektor, Reihe und Sitznummer klar angegeben sind, setzt sich wohl ein gefühltes Viertel der Leute an den falschen Ort. Das bedeutet immer wieder herausdrängeln über die Sitze steigen, und dann von den Polizisten zurückgepfiffen zu werden. Bei den Ringkämpfen am nächsten Tag sind wir nur am Anfang eine Weile dabei. Für die Schlusskämpfe, die für uns nicht interessanter sind, kommen immer mehr Leute und wir verlassen das Stadium. Wir interessieren uns mehr für die kulturellen Veranstaltungen in der Stadt. Leider finden weit nicht alle im Naadam Programm aufgeführten Veranstaltungen statt. Im "Mongolian Grand Theatre of National Art" finden wir ein uns zusagendes Konzert.  Neben traditionellen Tänzen und Gesang, spielt das "Grand Orchestra of Mongolia". Sehr gute Qualität der Musik des Orchesters mit sehr gutem Dirigenten, die bestimmt international auftreten. Nach anfänglich mongolischer Musik, fahren sie weiter mit westlicher Musik, gespielt auf traditionellen mongolischen Pferdekopfgeigen. Mit Klassikern von Johann Strauss Vater und Sohn, treffen sie den Geschmack des vorwiegend westlichen Publikums. Das Konzert gefällt uns sehr gut.

 

Eigentlich hatten wir vorgesehen in Erdenet eine Kupfermine zu besichtigen. Dazu hätten wir uns mit einem Dolmetscher von Ulan Bator aus dorthin fahren lassen wollen. Einerseits wegen Naadam, andererseits auch durch die mongolische Mentalität, klappt es mit dem Besuch kurzfristig nicht. Viel länger wollen wir nicht mehr in der Stadt bleiben und müssen deshalb auf diese Besichtigung, die uns sehr interessiert hätte, verzichten. Wegen der vielen Feiertage mit Einweihung vom neuen Präsidenten und Naadam, ist auch die Administration geschlossen und wir können die Visa erst nach über einer Woche verlängern. Erstaunlicherweise beginnt die Verwaltung bereits am Sonntag wieder die Arbeit aufzunehmen. Dadurch können wir unsere administrativen Dinge erledigen und in einer Werkstatt die anstehenden Servicearbeiten am Duro ausführen lassen. Die Museen der Mongolei sind oft noch in sowjetischem Stil, eher Archive als zeitgemässe Ausstellungen. Eine Ausnahme davon ist das Intelligenzmuseum, auch Knobelmuseum genannt. Auf 4 Stockwerken hat es eine tolle Sammlung von Knobelspielen. Auf die Frage, wie man als Rollstuhlfahrer da hinaufkomme, meint das Museumspersonal lächelnd: "Rollstuhl unten lassen und hinauf gehen". Die Treppe ist mit stabilem Geländer versehen. In gemeinsamer Anstrengung können wir nun doch mit dem Rollstuhl alle Stockwerke  besuchen. Im obersten Stockwerk fällt dem Personal ein, noch ein Stockwerk höher sei der Kindergarten. Und von dort fahre ein Lift nach ganz unten. Hätten sie uns das am Anfang gesagt, hätten wir natürlich diesen Weg gewählt um hochzufahren. Das Museum ist sehr schön gemacht und enthält eine wunderbare, umfangreiche Sammlung von Knobelspielen. Aber auch hier ist vieles eher archiviert als ausgestellt. Selber machen kann man nur wenig, anders als in unserem Reiseführer beschrieben. Die Museumsführerin kann zwar sehr gut Englisch, erzählt aber wenig zu den Exponaten und das in nicht sehr begeisternder Art. Ein Stockwerk ist ganz dem Thema Schach gewidmet. Es hat  riesige Schachbretter und schöne Figuren, vieles aus Puzzleteilen zusammengesetzt. Der Gründer des Museums  ist in diesem Bereich sehr aktiv und baut vieles selbst. Wirklich sehr beeindruckend, dem unsere Führung aber nicht gerecht wird. An einer Stelle hängen Bilder mit Köpfen der Personen mit dem angeblich weltweit höchsten IQ. Und was für ein Zufall, es sind lauter Mongolen. Die Führerin weist mehrfach darauf hin, dass die Mongolen das intelligenteste Volk der Welt seien. Indem sie uns hie und da ein Knobelspiel in die Hände gibt, deren Lösung wir in den paar Sekunden die sie uns zur Verfügung stellt nicht schaffen, "beweist" sie dann voller Stolz diese These. Wir hegen grosse Zweifel daran, denn zumindest beim Erledigen von Arbeiten oder Verwendung von Hilfsmitteln und Werkzeugen bekommen wir oft einen anderen Eindruck. Zudem stützt das Verhalten beim Autofahren diese These ganz und gar nicht. Im letzten Raum des Museums ist der Shop, in dem einige Spiele zum Knobeln verkauft werden. Deren Präsentation und der ganze Verkaufsraum, verleiten aber nicht dazu.

 

Das Oasis Guesthouse, einige Kilometer östlich des Stadtzentrums, ist ein beliebter Treffpunkt von Reisenden. Als wir eintreffen, sind 6 Reisemobile und viele Motorradfahrer da. Darunter die beiden Holländer, die wir kurz nach der Einreise kennen gelernt haben. Weiterhin lernen wir Sepp und Regina kennen, die mit ihrem MAN aus der Schweiz durch Russland hierher gefahren sind. Ausser dem Kiesplatz, der für Peter alleine nicht zu überqueren ist, ist alles sehr gut für Reisende wie wir eingerichtet. Wir erhalten von den anderen wertvolle Informationen über mögliche Routen, den Zustand der Pisten und wer wo unterwegs sein wird.

 

Unser letzter Besuch in Ulan Bator gilt der Kindertagesstätte Bayasgalant. Bayasgalant hilft den ärmsten Familien in den Jurtenvierteln rund um Ulan Bator, wo 60% der Hauptstädter leben. Hier herrscht Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Unsicherheit. In diesen Gegenden gibt es keine Kanalisation, kein fliessendes Wasser und häufig keinen Strom. Bayasgalant unterstützt mongolische Kinder und damit ihre Familien, die unter der Armutsgrenze leben. Die Projekte werden aus der Schweiz geplant und durch Spendengelder finanziert. Wir werden herzlich empfangen und sehen, rund 80 Kinder im Alter von 3-17 Jahren, die hier den Tag verbringen, schulische Unterstützung und eine gesunde Ernährung bekommen. Wir sind beeindruckt und freuen uns zu sehen, wie viel Freiwilligenarbeit von Schweizern und anderen Europäern hier geleistet wird und wie gut die Gelder angelegt sind. Gleich anschliessend erleben wir die andere soziale Schicht Ulan Bators. Während etwa 20 Minuten ist die wichtigste Strasse vom Zentrum zum Flughafen durch die Polizei abgesperrt. Wir stehen im Stau einer Einfahrtsstrasse und sehen den Grund. Etwa ein Dutzend Staatslimousinen, begleitet von Polizeifahrzeugen, braucht freie Fahrt zum Flughafen.

 

Nach 10 Tagen Ulan Bator haben wir genug Grossstadt und nehmen die Fahrt ins 600km südlich liegende Dalanzadgad unter die Räder. Abgesehen von einem Abstecher zu den farbigen Felsen "Tsagaan Surva", ist die Strasse asphaltiert und in einem recht guten Zustand. Weder auf der elektronischen noch auf der Papierkarte ist die Piste, die wir für den Abstecher wählen, eingetragen. Aus dem sehr empfehlenswerten französischen Buch "Mongolie", von Cecile Miramont und Laurent Bendel, haben wir die genauen Koordinaten der Strecke und können uns dank der elektronischen Hilfsmittel nicht verfahren. Da es zu regnen beginnt wird die Lehmpiste wie Schmierseife und wir sind froh, mit dem Duro auch für solche Verhältnisse gut gewappnet zu sein. Am nächsten Tag benötigen wir für die 40km zurück zur Asphaltstrasse 2.5 Stunden. 30km nach Dalanzadgad zweigen wir ab zur Geierschlucht „Yolyn Am“. Durch die vielen Touristenbusse die hierher fahren, ist die Strasse völlig ausgefahren, mit viel wellblechartiger Piste. In der Schlucht angekommen, sehen wir nichts von den im Reiseführer angegebenen "zahllosen Geiern, Steppenbussarden und Falkenarten". Wegen der vielen Touristen sind sie wohl längst abgehauen. 

 

Wir entscheiden uns, die südliche Wüste Gobi abseits von den Touristenpfaden zu befahren. Kurz nach der Geierschlucht zweigen wir ab und überqueren einen wenig befahrenen Pass, den die vorhin genannten Autoren mit "Montée delicate" treffend beschreiben. Nach einigen schönen und abwechslungsreichen Kilometern neben und manchmal im Bachbett mit glücklicherweise wenig Wasser, erreichen wir Düngenee Am. In einer vielleicht 100m tiefen Schlucht hat sich der Bach einen schmalen Durchgang gegraben. Wir sehen wie sich ein Offroader mit viel Mühe durchzwängt. Margrit geht zu Fuss durch die Schlucht und schätzt ab, wo die schwierigste bzw. für unser Fahrzeug engste Stelle ist. Nach gründlichem Überlegen fahren wir ganz langsam den ausgedachten Weg. Es wird enger und enger. Margrit läuft rückwärts vor dem Duro, immer überall schauend, ob noch einige cm Luft zwischen Fels und Fahrzeug ist. Peter glaubt schon wir hätten es geschafft, da zeigt Margrit STOP. Hinten rechts und vorne links sind wir direkt am Felsen. Nach einigem Überlegen kommen wir zum Schluss, Hinterräder etwa 4cm weiter links, dann könnte es gehen. Also kurzes Manöverieren, dann cm für cm vorwärts. Nach 10 Minuten haben wir es geschafft, wir sind durch. Vor uns öffnet sich ein breites Tal, dem wir zunächst im und dann neben dem Bach folgen. 

 

Im Oasis haben wir von anderen Reisenden gehört, die Piste zur grossen Sanddüne Khongoryn Els sei übles Wellblech. Deshalb wählen wir eine weniger befahrene Route nach Bayanzag zu den "Flaming Cliffs". In der Abendsonne leuchten sie tatsächlich feuerrot. Auf der anderen Seite der Schlucht sehen wir zwei Reisemobile zufahren. Die beiden kennen wir vom Oasis. Wir fahren hinüber und stellen uns für die Nacht zu ihnen. Natürlich gibt es einen interessanten Erfahrungsaustausch über die zurückgelegte Strecke seit unserer Verabschiedung vor einer Woche. Bis zur Sanddüne ganz im Süden der Wüste Gobi, liegen 130km Piste vor uns. Am ersten Tag schaffen wir es so weit, dass wir die Düne sehen. Die sog. singende Sanddüne ist eine Wanderdüne, bewegt sich im Laufe der Zeit von Ost nach West und erstreckt sich über rund 140km. Die maximale Höhe beträgt 300m. Wenn der Wind über den Dünenkamm streicht, erzeugen die Sandkörner ein eigenartiges Summen. Deshalb bekam die Düne den Beinamen singende Sanddüne. Gemäss unserer elektronischen Karte kann man beim Bach sehr nahe an die Düne heranfahren. Wir finden den Furt. Es sieht aber gar nicht danach aus, als ob er kürzlich benutzt worden sei. Die Zufahrt ist sehr steil und beim Wasser sieht es sehr sumpfig aus. Wir wollen nicht riskieren hier stecken zu bleiben und fahren der Piste, die dem Bach entlang führt weiter. Und siehe da, es gibt eine ganz neu errichtete Brücke. Einziger Wermutstropfen, auf etwa 3m Höhe versperrt eine Eisenstange die Durchfahrt für grosse Fahrzeuge. Margrit klettert aufs Dach und Peter fährt den Duro zur Querstange. Es geht, wir kommen ganz knapp unten durch. Wir sind bei der sogenannten kleinen Düne angelangt. Die Touristen werden hierher gekarrt um zu versuchen, die hier rund 100m hohe Sanddüne zu erklimmen. Wir fahren noch weiter und kommen schliesslich zur grossen Düne. Hier kann man die 200m versuchen zu erklimmen. Margrit nimmt bei 30 Grad Hitze einen Anlauf. Nach einer Stunde hat sie es geschafft und, da sie keine Socken anzog, im heissen Sand sich fast die Füsse verbrannt. Peter kann ihr vom Duro aus mit dem Feldstecher zuschauen und dank Funkgeräten auch mit ihr kommunizieren. Für den Abstieg genügen 10 Minuten.

 

Unsere weitere Route führt uns durch einen ziemlich "touristenfreien" Teil der Wüste Gobi. Dazu müssen wir die Sanddüne durchqueren. Nein, nicht 300m die Sanddüne hoch und auf der anderen Seite wieder hinunter. Das wäre selbst für den Duro völlig unmöglich. An einer Stelle ist die Düne sehr niedrig und da gibt es eine Piste durch den Sand, etwa 3km. Im Geländegang und ausreichend Geschwindigkeit, schaffen wir die Passage problemlos, ohne in den Reifen Luft abzulassen. Vorbei am Dorf Servei und den Überresten einer Phosphatmine, kommen wir durch eine sehr vegetationsarme Wüstenlandschaft mit nur mehr wenig Sand, ins Wüstendorf Gurvantes. Auf den ersten Blick mag es erstaunen, hier plötzlich auf asphaltierte Strassen zu kommen. Der Grund liegt in der nahen, riesigen Kohlenmine Nariin Sukhait. Eine asphaltierte Strasse führt deshalb über die wenige km entfernte Grenze nach China. Der Grenzübergang darf allerdings nur von Lastwagen mit Kohle benutzt werden. Die Mine ist in ausländischem Besitz, an mongolische Regierung(smitglieder) fliessen die Lizenzgebühren. Für die nun folgenden 400km durch die Wüste Gobi, brauchen wir 3 Tage, während derer uns ausserhalb der Wüstenorte nur gerade 4 Fahrzeuge begegnen, keines mit Touristen. Leider gab es selbst in dieser abgelegenen Gegend immer wieder Abfall am Pistenrand. Die Mongolen schmeissen den Abfall einfach irgendwohin. Auf die vielen Glasflaschen die überall herumliegen, müssen wir besonders achten, um nicht kaputte Pneus zu bekommen. An einem Abend stehen wir in der Steppe, in Sichtweite von Jurten. Da kommt ein Motorrad angefahren und hupt. Margrit öffnet die Türe und schwupps ist der junge Mongole in unserem Wohnteil. Der Brauch, in eine Jurte einfach eintreten zu dürfen, entspricht halt nicht unseren Vorstellungen von Privatsphäre. Wir geben ihm etwas Apfelsaft zu trinken, können aber nicht mit ihm reden, da er ausschliesslich Mongolisch versteht, was wiederum wir nicht können. Genauso rasch wie er gekommen ist verschwindet er wieder, nachdem das Glas leer getrunken ist. Mit den Temperaturen in der Wüste sind wir ganz zufrieden. Über 37 Grad steigt das Thermometer nicht. Nach insgesamt 1000km Piste sind wir froh, in Arwajcheer wieder auf die Asphaltstrasse zu kommen. Der Duro hat sich sehr bewährt und wir mussten nie Angst haben, stecken zu bleiben. Ohne 4x4 und grossen Böschungswinkeln wäre es an vielen Stellen schwierig bis unmöglich gewesen, durchzukommen.

 

Mit unserer mongolischen SIM-Karte hatten wir selbst in den kleinen Wüstenorten Internet. So konnten wir ein Treffen mit Gerd und Anke vereinbaren, mit denen wir zuletzt vor einem Monat am Baikalsee zusammen waren. Kurz nach Arwaicheer kommen sie uns auf der Strasse entgegen und wir stehen die nächste Nacht zusammen etwas abseits der Strasse an einem hübschen Bach. Am nächsten Tag fahren wir 230km auf asphaltierter Strasse nach Karakorum. Das neue, mit Geldern der UNESCO erstellte Museum, ist einigermassen rollstuhgängig und zeigt die Entwicklung des Ortes. Im 15. Jahrhundert war es unter Chingis Khan und seinen Söhnen die Hauptstadt der Mongolei. Einmal mehr werden diese Typen als Helden dargestellt. Kein Wort von den Verbrechen gegen die Menschlichkeit die diese Kriegsverbrecher begangen haben. Anschliessend besuchen wir das Kloster Erdene Zuu. Es ist das älteste Kloster der Mongolei. Erbaut 1586 auf den Ruinen der ehemaligen Hauptstadt. Über Jahrhunderte war es das wichtigste Zentrum des Buddhismus in der Mongolei. Leider können wir einmal mehr mit dem Rolli nur den äusseren Teil des Kloster besichtigen. Es hat recht viele Touristen hier. Ausserhalb des Ortes, am Fluss finden wir einen schönen Übernachtungsplatz. Um 21 Uhr klopft es plötzlich. Draussen steht Rudi. Wir haben ihn und seine Familie im Oasis kennen gelernt. Sie waren wie wir mit ihrem Reisemobil dort. Und nun erfahren wir, sie sind mit einem mongolischen Mietauto unterwegs. Ihr neues Fahrzeug mit einem Euro 6 Motor hat in der Wüste Probleme gemacht. Warnlampen leuchteten und sie konnten noch maximal 25 km/h fahren. So fuhren sie die fast 500km mühsam zurück nach Ulan Bator, um festzustellen, dass niemand dort im Stande ist, ihnen zu helfen. Sie müssen nun ein Diagnosegerät aus Deutschland einfliegen lassen. Leider können auch wir ihnen nicht helfen.

 

Am nächsten Tag treffen wir uns 130km weiter in Tsetserleg mit Marion und Jürgen, die wir vor 2 Monaten auf dem Pamir Highway in Tadschikistan kennen gelernt haben. Sie sind von Westen her in die Mongolei gereist und wollen unsere bisherige Route in der Mongolei weiter fahren, während wir ihre Route übernehmen werden. Wir verbringen einen schönen Tag mit ihnen am Old Orkhon River und haben uns gegenseitig viel zu erzählen. Von anderen Reisenden die wir im Oasis kennen gelernt haben, erreicht uns am 3. August eine wichtige Meldung. Sie hätten versucht von Ulaangom zum Grenzort Tsagaanur zu fahren. Dabei mussten sie umkehren, da einer der zu durchquerenden Flüsse wegen der häufigen Regenfälle zu viel Wasser führe. Das bedeutet für sie 600km Umweg, und das auf schlechter Piste. Dank dieser Information können wir uns das ersparen.

 

Nach weiteren 400km Pisten erreichen wir in der Mongolei die westlichste Stadt Ölgii. Freudig fahren wir auf der asphaltierten Strasse von dort weiter zur Grenze zu Russland, vor der uns nochmals 25km schlechte Piste erwarten. Dann kommt Russland und mit dem Grenzpunkt beginnt auch die gute russische Strasse. Für die Aus- und Einreise benötigen wir 4.5 Stunden, können die Zollformalitäten aber ohne Probleme erledigen. Die freundlichen Zöllner begrüssen uns in Russland und einer meint in bestem Englisch: „The civilzation begins here“.